Verleihung des Kölner Kulturpreises„Kultur macht Köln schön“

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Gewinner:innen Kölner Kulturpreis

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Kölner Kulturpreises

In der Comedia wurde unter anderem der scheidende Schauspielintendant Stefan Bachmann mit dem Kölner Kulturpreis geehrt.

Stefan Bachmann war durchaus in Plauderlaune bei der Verleihung der Kölner Kulturpreise am Dienstagabend in der Comedia. Der scheidende Schauspielintendant freut sich auf das Wiener Burgtheater, aber er bricht auch mit einem weinenden Auge gen Österreich auf. Die Anarchie in Köln werde er vermissen, die „Improvisation aus der Dysfunktionalität“. Das war natürlich eine schöne Umschreibung dafür, dass in Köln sehr vieles nicht so läuft, wie es sollte.

Davon kann der Schauspielchef, der den Ehrenpreis des Kölner Kulturpreises erhielt, ein Lied singen. Was er Kay Voges, dem Nachfolger seines Interimsnachfolgers Rafael Sanchez, mit auf den Weg geben will, behielt er deshalb auch lieber für sich. „Die wirklich wichtigen Infos für ihn gehören nicht auf diese Bühne“, so Bachmann. Eines war ihm im Hinblick auf die Rückkehr des Schauspiels an den Offenbachplatz, deren Termin nun wieder offen ist, aber dennoch wichtig zu betonen. Man dürfe nicht davon ausgehen, dass man dort einziehe und dann sofort alles gut sei: „Es wird ein paar Jahre dauern, bis das Haus warmgespielt ist.“

In Köln-Mülheim Wurzeln geschlagen

Wenn es so weit ist, wird Bachmann schon im schönen Wien weilen. Die Jahre in Köln nimmt er aber mit. Die Zeit in Mülheim habe ihn und alle Kolleginnen und Kollegen verändert: „Der Ort hat auch etwas mit uns gemacht.“ Es sei gut, dass man länger auf der rechten Rheinseite, in der kulturellen Diaspora geblieben ist, als ursprünglich gedacht: „Wir haben in Mülheim wirklich Brücken gebaut.“ Er sei sehr verliebt ins Schauspiel Köln und es schmerze ihn, Abschied zu nehmen. Besonders der Carlsgarten sei zu einem wichtigen Symbol geworden. Gesät auf Betonplatten blühe dort nun tatsächlich etwas. Die Kultur habe in Mülheim tatsächlich Wurzeln geschlagen. Und passend zur neuen Aktion „Kulturmachtköln“ des Kölner Kulturrats, der die Preise vergibt, betonte Bachmann: „Kultur macht Köln schön.“

Da waren sich wohl alle Beteiligten einig. Einig waren sie sich aber vor allem auch in dem Punkt, dass Kultur in diesen schwierigen Zeiten besonders wichtig ist, um die gefährdete Demokratie zu erhalten. Das betonten sowohl Bruno Wenn, der Vorsitzende des Kulturrats, als auch Bürgermeister Ralph Elster in ihren Reden. Dass solche Reden allerdings allzu häufig nur Lippenbekenntnisse sind, ist eine Erfahrung, die Sevgi Demirkaya, die als Kulturmanagerin des Jahres ausgezeichnet wurde, schon allzu oft machen musste.

Die Programmleiterin des Kulturbunker Köln-Mülheim e.V. organisiert mit ihrem Team bis zu 200 Veranstaltungen im Jahr. „Wir machen diese Arbeit aus Überzeugung, obwohl die Situation prekär ist“, betonte sie. „Durch Kunst und Kultur erkennen wir uns in anderen.“ Deshalb sei es ihr unverständlich, dass gerade dort zuerst gespart wird, wenn es finanziell eng ist. Es brauche Orte der Begegnung. Ihr Appell an die Stadt: „Unser Haus muss dringend saniert werden.“ Den Ratsbeschluss dazu gab es schon, aber die Umsetzung wurde wieder zurückgestellt.

Als Junge Initiative wurde das Circus Dance Festival ausgezeichnet

Die Vorsitzende der unabhängigen Jury, Angela Spizig, führte in einer Doppelrolle durch den kurzweiligen Abend. Und weil zwei der Gewinner erst im Rahmen der Verleihung bekannt gegeben wurden, kam auch noch eine gewisse Spannung auf. Bei der Wahl zum „Kulturereignis des Jahres“, über das die Leserinnen und Leser von „Kölnischer Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ abstimmen konnten, setzte sich die Performance „Mein Vater war König David“ durch. Die Koproduktion von Analog Theater, Orangerie Theater im Volksgarten, NS-Dokumentationszentrum und der Studiobühne Köln basiert auf der jüdischen Familiengeschichte Lara Pietjous, einem Mitglied des Ensembles des Analog Theaters. Nach dem Tod ihres Vaters fand Pietjou in dessen Nachlass Zeugnisse über ihre jüdische Abstammung und ihre Vorfahren zur Zeit des Dritten Reichs. 

Als „Junge Initiative“ wurde das Circus Dance Festival ausgezeichnet. Dessen künstlerischer Leiter Tim Behren nahm den Preis entgegen und nutzte seine Dankesrede für eine kurze, spannende Einführung in die Welt des zeitgenössischen Zirkus'. Wer sich von dessen Kraft und Kreativität überzeugen will, hat dazu gleich an diesem Wochenende Gelegenheit. Unter dem Titel „Re-Inventing Circus“ widmet sich das Festival zeitgenössischem Zirkus zwischen Erbe und Erneuerung und diskutiert über das Verhältnis von Zirkus zu Tradition und Experiment. Köln sei eine Keimzelle dieser Kunstform, so Behren. Dass das Geld aber auch hier knapp ist, wie er berichtete, wunderte wohl dennoch niemanden.

Ganz am Schluss gab dann noch Renate Liesmann-Baum bekannt, dass die Gerhart-und-Renate-Baum-Stiftung im kommenden Jahr erstmals einen mit 5000 Euro dotierten Preis für experimentelle und aktuelle Musik stiften wird. 

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