Opfer des NS-RegimesStolpersteine in Bergheim sollen Zeichen der Solidarität mit Israel sein

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Ein Mann mit Hut kniet auf dem Gehweg und verlegt Pflasterstein, Menschen mit Regenschirmen beobachten ihn dabei.

Gunter Demnig verlegte sechs Stolpersteine zu Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Glesch und Oberaußem, hier am Erftufer in Glesch.

Künstler Gunter Demnig verlegte weitere Stolpersteine in Bergheim. Sie erinnern in Glesch und Oberaußem an Opfer des Nationalsozialismus.

Gunter Demnig ging gewohnt schweigsam zu Werke. Rund 100.000 Stolpersteine in 31 Staaten hat der Künstler schon verlegt. Kleine Mahnmale, eingelassen in die Erde, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Seit Donnerstag sind es wieder sechs Stolpersteine mehr, die Demnig selbst an den früheren Wohnadressen der Menschen in Glesch und Oberaußem im Pflaster der Gehwege verlegt hat.

Während der Künstler seiner stillen Arbeit nachging, berichtete die stellvertretende Bürgermeisterin, Elisabeth Hülsewig, dass mit den Stolpersteinen an die Familien Gottschalk (Geburtsjahre 1878–1897), Levy (1890–1895) und an Johann Strack, geboren im Jahr 1880, erinnert werden solle. All diese Menschen waren Opfer des NS-Regimes.

Bergheimer Stolpersteine als Schlüssel zu den Lebensgeschichten

„Das sind nicht einfach nur Steine, sondern die Schlüssel zu den Lebensgeschichten von besonderen Menschen, die geprägt waren von Mut und Leid“, sagte Hülsewig. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in Israel sei die Aktion besonders wichtig. „Wir brauchen Gedenken und Wachsamkeit gegenüber Diskriminierung und Rassismus, es ist ein Zeichen unserer Solidarität mit Israel.“ Diakon Bernd Tatzel sprach mit den Anwesenden ein Gebet.

Verlegt wurden die Stolpersteine in Glesch für Karl, Johanna und Max Gottschalk. Die drei Familienmitglieder lebten an der heutigen Adresse Zum Erftufer 44 und wurden im Juni 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.

Verfolgt, weil sie Juden waren

Max, der uneheliche Sohn von Johanna Gottschalk, wurde im Februar 1945 „freigekauft“ und mit einem Zug in die Schweiz gebracht. Er emigrierte später in die USA und lebte dort bis 1968. Die Familie wurde als jüdisch verfolgt. Max Levy und Sophia Levy, geborene Zander, lebten an der heutigen Adresse Zum Erftufer 40 und wurden im Juli 1942 in das Vernichtungslager Maly Trostinez deportiert. Beide Familien wurden verfolgt, weil ihre Mitglieder Juden waren.

Die Stolpersteine, die mit den Namen, Lebensdaten und – soweit bekannt – den Schicksalen versehen werden, sind nicht nur den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet. Johann Strack etwa, der an der heutigen Adresse Zur Ville 20 in Oberaußem lebte, hatte eine geistige Beeinträchtigung und wurde im Februar 1944 in die Provinzial-Heilanstalt, heutige Psychiatrie in Düren aufgenommen.

Stolpersteine auch in Niederaußem, Auenheim und Oberaußem

Gunter Demnig hat das Projekt „Stolpersteine“ 1992 ins Leben gerufen, um den zahlreichen Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken. Mit den Stolpersteinen wird religiös, ethnisch oder politisch verfolgter Personen, Menschen mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung und vielen weiteren Menschen gedacht, die unter dem nationalsozialistischen Regime gelitten haben.

Realisiert werden konnte die Verlegung in Bergheim durch zahlreiche Spenden von Firmen, Privatpersonen und anderen Organisationen. Zuletzt waren 2021 in Niederaußem, Auenheim und Oberaußem 13 Stolpersteine verlegt worden.

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